Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung mit ungeordneter Tätigkeit der Vorhöfe.
Sie wird auch als absolute Arrhythmie bezeichnet.
Vorhofflimmern ist die häufigste bedeutsame Herzrhythmusstörung, es leiden ca. 2,2 % der Bevölkerung an Vorhofflimmern. Die Häufigkeit steigt von unter 0,5 % im Alter unter 40 Jahren auf 15 % bei über 80-Jährigen an.
Die Mehrzahl der Vorhofflimmer-Attacken bemerken die Patienten nicht. Typische Beschwerden sind Herzrasen, plötzlicher Leistungsknick, Müdigkeit, Herzstolpern oder Schlafstörungen.
Das Vorhofflimmern ist verbunden mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und für Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Aufklärungsvideo für Patienten: Vorhofflimmern
Die Therapie von Vorhofflimmern hat immer zwei Ziele:
Bei Vorhofflimmern steigt das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) im linken Vorhof des Herzens. Diese Thromben können sich lösen, mit dem Blutstrom in entlegene Gefäße transportiert werden und dort Gefäßverschlüsse (sog. Embolien) verursachen. Etwa einem Drittel aller Schlaganfälle liegt ein länger bestehendes, unbemerktes Vorhofflimmern zugrunde.
Durch Antikoagulation („Blutverdünnung“) mit Tabletten, früher meist Marcumar, heute meist neuere Medikamente, die einfacher in der Handhabung sind.
Beim ersten Auftreten von Vorhofflimmern versuchen wir, den regelmäßigen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) wieder herzustellen und ihn zu erhalten.
Wenn uns dies nicht dauerhaft gelingt, versuchen wir, die Herzfrequenz mit Medikamenten so zu behandeln, dass das Herz nicht zu schnell und nicht zu langsam schlägt, damit möglichst wenig Beschwerden bestehen.
Neu aufgetretenes Vorhofflimmern hat eine hohe Selbstheilungsrate. In mehr als der Hälfte der Fälle endet es innerhalb von 24 Stunden von selbst (sog. spontane Kardioversion). Deshalb wird in dieser Zeit zunächst oft nur die Herzfrequenz mit Medikamenten (z. B. mit Betablockern) gesenkt.
Beeinflussbare Faktoren, die das Vorhofflimmern begünstigen, versuchen wir auszuschalten, z. B. hohe Blutdruckwerte, Elektrolytstörungen, Durchblutungsstörungen des Herzens und an eine Schilddrüsenüberfunktion.
Bei anhaltendem Vorhofflimmern sind zwei Therapiestrategien möglich:
Das Vorhofflimmern wird belassen, folglich wird kein Kardioversionsversuch (mehr) unternommen. Die Ruheherzfrequenz wird, falls erforderlich, durch eine medikamentöse Therapie mit Betablockern oder Verapamil auf Werte zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute abgesenkt.
Durch medikamentöse oder elektrische Kardioversion versuchen wir, den regelmäßigen Sinusrhythmus wiederherzustellen. Bei der (kurzfristig sehr erfolgreichen) elektrischen Kardioversion wird in kurzer Narkose von außen ein Stromstoß auf das Herz abgegeben (ähnlich wie bei einer Wiederbelebung). Dafür war früher ein stationärer Aufenthalt nötig, wir können diese Behandlung mittlerweile ambulant in unserer Praxis in Kurznarkose durchführen. Bei erst kurz bestehendem Vorhofflimmern kann dies oft mit Medikamenten erreicht werden.
Bei erneutem Vorhofflimmern (Rezidiv) wird erneut kardiovertiert, zur Vermeidung von Rezidiven nehmen Sie anschließend meist Antiarrhythmika wie Amiodaron und Flecainid ein.
Beide Strategien (Rhythmus- und Frequenzkontrolle) haben sich in großen Untersuchungen mit vielen Patienten als prognostisch gleichwertig herausgestellt. Deshalb gilt heute das Ausmaß Ihrer Beschwerden (Luftnot, Belastbarkeit, subjektives Befinden) als wichtigstes Kriterium für die Auswahl der Therapie.
Bei unbefriedigendem Verlauf unter medikamentöser Therapie kann eine Verödung von Leitungsbahnen in der Herzinnenhaut (Endokard) mit einem Herzkatheter (Katheterablation) durchgeführt werden. Da die Erregungen, die Vorhofflimmern auslösen, meist aus den in den Vorhof einmündenden Lungenvenen (Pulmonalvenen) stammen, nennen wir diesen Eingriff Pulmonalvenenisolation.
Hierbei werden die Mündungen der Lungenvenen an der Herzinnenhaut ringförmig mit einem erwärmten oder sehr kalten Katheter oberflächlich eingeschnitten, so dass die Lungenvenen elektrisch von den Vorhöfen getrennt, also isoliert werden (Pulmonalvenenisolation). Diese Prozeduren dauern mehrere Stunden und finden in Narkose statt.
Wegen dieses Aufwandes und möglicher Komplikationen (insbesondere Thrombembolien) empfehlen wir eine Pulmonalvenenisolation nur bei wiederkehrendem und stark symptomatischem Vorhofflimmern.
Aufklärungsvideo für Patienten: Pulmonalvenenisolation zur Behandlung von Vorhofflimmern
Die Ergebnisse werden immer besser, mittlerweile rechnen wir mit einem Langzeiterfolg bei 50–80 % der Behandelten.
Eine Behandlung mit Medikamenten oder Katheter ermöglicht Ihnen wahrscheinlich eine fast normale Lebensweise.